Kurzprofil
Name: Sandra (mrs_baddicted) | Alter: Zwischen 16 und 86 – je nach Tagesform | Heimat: Nähe Frankfurt am Main| Beruf: Notarfachangestellte in einer Wirtschaftskanzlei und nebenberufliche Online-Marketing-Beraterin und Webdesignerin und fester Bestandteil des SHE RIDES Teams
Wie bist du zum Motorradfahren gekommen?
Das hat sich familiär schon so ergeben. Meine Eltern und einige Familienmitglieder fahren Motorrad, meine Mom hat mich schon mit drei Jahren mit dem Bike in den Kindergarten gefahren und ich war von Klein auf bei diversen Biker-Treffen dabei. Ich kenne es gar nicht ohne Bikes.
Was bedeutet Motorradfahren für dich?
Freiheit, Fokus, Unbeschwertheit. Es gibt für mich eigentlich nichts, bei dem ich besser den Kopf frei bekomme als auf dem Motorrad.
Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?
Ich fahre eine Yamaha RN01, bis vor kurzem noch eine Honda Dominator und eine Triumph Street Triple.
Die R1 hat sich durch meinen Mann ergeben. Als ich ihn kennengelernt habe, das ist schon ein paar Jährchen her, waren Rennmaschinen für mich immer noch so olle hässliche Joghurtbecher. Mein Herz schlug bis dato eigentlich ausnahmslos für den Enduro- und Motocross-Bereich. Dann habe ich seine R1 gesehen und war verliebt. Bis heute. Dieses Bike kann ich auch nicht hergeben. Nichts beschleunigt so schön wie eine alte R1. An der Maschine hängen viele schöne Erinnerungen und eine Menge Emotionen.
Was ich damit auch mal gleich allen Mädels mitgeben möchte: Lasst euch nicht erzählen, dass ein Bike zu „groß“ zum Anfangen wäre. Ich habe auf der R1 angefangen (offiziell selbst zu fahren).
Die Domi war/ist aber auch ein Herzens-Bike. Mein Vater hatte lange eine alte Ténéré und danach eine Dominator. Die Domi war das erste große Bike, das ich im Feld gefahren bin. Es ist natürlich ein ganz anderes Fahrgefühl als auf einer Supersportler, aber genau deswegen braucht man meiner Meinung nach mehrere Bikes. Ich habe auch nicht jeden Tag Bock auf Jeans.
Zuletzt ist die Triumph bei mir eingezogen. Da meine beiden anderen Bikes schon über 20 Jahre alt sind – so wie ich – wollte ich mich gerne auch mal dem modernen Luxus von ABS und Konsorten hingeben. Es ist natürlich schon ein Unterschied, ob und vor allem wo ich mit einer alten R1 den Anker werfe, oder ob ich bei der Streety einfach den Hahn zu klemme.
Aber wie eben schon gesagt, manchmal hab ich halt Bock auf Jeans und manchmal will ich das kleine Schwarze – natürlich im übertragenen Sinne.
meine Mom hat mich schon mit drei Jahren mit dem Bike in den Kindergarten gefahren.
Wenn Geld und Platz keine Rolle spielt, was steht in deiner Garage?
Eine Supermoto – wobei ich hier (noch) keine Vorliebe für ein bestimmtes Bike habe. Würde aber wahrscheinlich bei Honda oder Yamaha bleiben.
Die Yamaha MT09 – weil sie eine mega agile Maschine ist, die einen gewissen Charakter zeigt. Ich mag die Power, wenn man sie aufreißt und dass man sie aber auch super easy mit 30 durch die Stadt tuckern kann.
Eine ganz bestimmte R nineT – ein Wunderlich-Umbau (zu sehen diesem Beitrag) – da hab ich mich vor ein paar Monaten in eine wunderschöne Custom NineT verliebt, die vom Style her eine Hommage an die B17 Bomber ist. Unfassbar schön
Und zu guter Letzt würde ich mir definitiv noch ein E-Bike oder besser gesagt zwei E-Bikes in die Garage stellen. Einmal eine Zero SR/S und eine Verge. Ich glaube, dass E-Bikes definitiv die Zukunft sind und ich durfte dieses Jahr etwas genauer hinsehen, als ich auf der Reload.Land in Berlin war. Vom Style und vom Fahrgefühl her haben es mir diese beiden Bikes ganz besonders angetan. Das Besondere an der Verge sind die beiden Sätze Fußrasten, die mir einmal die Möglichkeit geben, das Bike im Cruiser-Style zu fahren, und die weiter hinten liegenden Rasten, die einem das Gefühl geben, man sitzt auf einem Thron-Racebike.
Mit welcher Ausrüstung fährst du am liebsten?
Derzeit mit meinen Motorradboots von Revit*, meiner Kevlarleggings von Motogirl* und meiner Motorradbomberjacke von BlackArrow*. Da ich größenbedingt etwas aus der Norm schlage, ist es gar nicht so einfach, gut sitzende Mopedklamotten zu finden, die auch noch einigermaßen was aussehen. Ich habe mich da mal von Laura von MotoQueen beraten lassen. Seitdem könnte ich mich an großartigen Klamotten tot kaufen. Laura hat immer was da, das sogar mir passt.
Lasst euch nicht erzählen, dass ein Bike zu „groß“ zum Anfangen wäre.
Was war deine bisher größte Herausforderung? Wie hast du sie gemeistert und hat das dein Motorrad-Leben beeinflusst?
Interessanterweise war das eine Situation bei einem Schräglagentraining. Während ein Teilnehmer mit der Auslegermaschine im Kreis seine Runden zog, saßen wir, die übrigen Teilnehmer, außen am Rand. Passiert mir nie wieder.
Die Person verlor die Kontrolle über das Bike und fuhr mit der Auslegermaschine in unsere sitzende Gruppe rein. Dabei wurde eine Person durch den schweren Ausleger ziemlich schwer verletzt, wir übrigen kamen mit leichten Verletzungen oder wenigen Kratzern ziemlich glimpflich davon. Obwohl ich nur wenige Kratzer abbekommen habe, hat die Situation in meinem Kopf was gemacht, dass ich eine Weile darüber nachdachte, das Fahren sein zu lassen.
In jeder Kurve bekam ich ein Schreckgefühl und wurde komplett steif auf dem Bike. Ich kann es rational nicht erklären. Ich habe danach weitere Trainings gebucht, bei unterschiedlichen Anbietern. Das hat mir die nötige Routine und das Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten wiedergegeben und das Angstgefühl war zum Glück irgendwann wieder weg.
Meine größte Angst ist seitdem, dass ich mal einen Sturz habe. Nicht wegen des Sturzes, sondern wegen meinem Kopf, dass ich danach nicht mehr aufs Bike steige.
Wie vereinbarst du Familie/das Mutter-Sein mit deiner Motorradleidenschaft?
Das ist ein Punkt, der jede Mama betrifft, unabhängig vom Motorradfahren. Ich sage bewusst Mama, weil ich bei kinderlosen Frauen eher sehe, dass sie sich ein erfülltes Leben gestalten, in dem alle Bereiche zum Tragen kommen.
Gesellschaftlich hängt überall noch die Erwartungshaltung hoch, dass ich als Mutter nur noch für die Anliegen meiner Kinder oder den Haushalt und die Familie da zu sein habe. Ich habe irgendwann für mich verstanden, dass das Bullshit und Alte-Weiße-Männer-Scheiße ist. Das war ein Punkt, an dem ich total fertig war von zwei kleinen Kindern und Haushalt und Arbeit. Ich machte eine Mutter-Kind-Kur. Was für ein Riesenfehler. Ich kam ausgebrannter aus dieser scheiß Kur, als ich rein gegangen bin. Dank guter Gespräche mit einer Coachin habe ich verstanden, was der springende Punkt in der Situation ist.
Eigenverantwortung und sich um meine eigenen Bedürfnisse kümmern. Das ist kein Egoismus im negativen Sinne, das ist gesund und absolut wichtig.
Gerade für uns Frauen ist es essentiell, dass wir begreifen, nicht nur Mutter zu sein, sondern auch Mensch, Frau, Freundin, Ehepartnerin und teilweise noch viele weitere Rollen innehaben. Erfüllen wir nur die Mutterrolle, oder die der Haushälterin, gerät unsere schöne „Life-Balance“ in totale Schräglage. Was auf dem Motorrad sicher ganz toll ist, ist für ein Leben aber totale scheiße. Für jeden Menschen ist es wichtig, dass all seine Lebensbereiche ausgeglichen sind.
Ich nehme mir die Zeit. Weil ich es mir wert bin.
Ich kenne immer noch zu viele Frauen, die mit der Geburt der Kinder ihr restliches Dasein an den Nagel hängen. Nein Mädels, ein scheiß Glas Wein im Monat mit einer Freundin ist kein Hobby. Bitte sucht euch ein Hobby. Ein echtes. Etwas, das nur euch erfüllt und von dem niemand außer ihr wirklich profitiert im Sinne von Me-Time.
Bei mir ist es das Motorrad. Ich frage hier in dem Sinne auch nicht um Erlaubnis, ich nehme mir diese Zeit. Natürlich stimme ich mich mit meiner Familie, insbesondere mit meinem Mann ab. Und ich darf an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass ich mit meinem Mann einfach unfassbar viel Glück habe. Er lässt mir nicht nur meine Freiheit und gibt mir die Zeit, meinem Hobby nachzugehen, er ist zum Glück ein mega Papa und absolut in der Lage, die gleichen Dinge zu leisten, wie ich als mega Mama.
Long Story short: Wie vereinbare ich das Mama-Sein mit dem Motorradfahren? Ich nehme mir die Zeit. Weil ich es mir wert bin.
Gab es schon mal eine brenzlige Situation und wie hast du reagiert?
Brenzlig für wen? Die letzte brenzlige Situation bezieht sich wohl eher auf meinen Gegenüber. Bei einer Tour im Sommer meinte tatsächlich einer der Mitfahrer, mir die Motorradwelt zu erklären, und dass ich diese Tour nicht schaffen würde.
Wir waren mit 13 Leuten unterwegs, davon waren meine Schwägerin und ich die einzigen Mädels. Die Mitfahrer waren zu 80 % untereinander bekannt, wir fahren regelmäßig in größeren Gruppen gemeinsame Ausfahrten durch das Rhein-Main-Gebiet. Von den Jungs würde niemals einer auf die Idee kommen, Mansplaining zu betreiben.
Dieser ältere Herr war neu dabei. Ich kannte weder seinen Namen, noch waren wir uns vorher jemals irgendwo begegnet. Nach den ersten 50 Kilometern stiegen wir alle ab, um die Aussicht über St. Goar zu genießen. Da meint der Typ ernsthaft, er muss mir ohne irgendeine weitere Vorankündigung erklären, dass er mich ja die ganze Fahrt beobachtet habe, weil er hinter mir gefahren ist, und er wäre sich sicher, so wie ich fahre, würde ich die Tour nicht schaffen.
Ich habe ihn verbal rasiert, wir haben ihn seitdem auf keiner Tour mehr gesehen. Ich habe kurz darüber nachgedacht, ihn nicht nur verbal zu rasieren, aber was soll ich mit Opfern, das ist unfair.
Mansplaining ist aus meiner Erfahrung mittlerweile ziemlich selten, aber es kommt noch vor. Ich finde es super wichtig, dass sich Mädels dafür mit ein paar Antworten wappnen. Lasst euch niemals verunsichern. Niemand hat euch ungefragt die Meinung zu drücken. Die übrigen Jungs fanden es übrigens überhaupt nicht witzig und haben dem Typen dazu auch noch ein paar Worte mit auf den Weg gegeben.
Was darf auf einer Motorradtour für dich nicht fehlen?
Gute Musik auf den Ohren, mein Handy, weil ich unfassbar gerne Bilder mache und ab und zu ein guter Kaffee.
Fährst du lieber allein oder in einer Gruppe Motorrad?
Das ist abhängig von meiner Stimmung. Es gibt Situationen, da fahre ich lieber allein. Gerade wenn ich mich aufgeregt habe, oder über etwas nachdenken muss.
In diesem Sommer habe ich aber eine tolle Motorrad-Community bei uns im Rhein-Main-Gebiet kennengelernt, die Afterwork-Mopeten. Hier haben sich viele neue Bekanntschaften und Freundschaften entwickelt und ich freue mich, dass ich eigentlich für jede Stimmung jemanden zum Fahren habe. Ich möchte die Jungs und Mädels hier nicht mehr missen. Es haben sich bisher auf jeder Fahrt tolle Gespräche und spannende Themen ergeben. Aus dem ein oder anderen werden sogar Projekte. Dieser Austausch und das Netzwerk empfinde ich als sehr wertvoll.
Was war dein schönstes Motorrad-Erlebnis?
Die Motorradtour mit meinem liebsten Kettenritzel-Alex und seiner Crew durch Slowenien.
Beeindruckende Landschaft, spannende Menschen und tolles Essen.
Von welcher Motorradtour träumst du und was reizt dich an dieser Tour?
Einmal Motorradfahren in der Wüste. Ich träume schon ganz lange von einem Wüstentraining mit Tina Meier. Ich glaube, dass es eine echte Challenge ist, auf Sand zu fahren und mich reizt der Gedanke, dass ich dafür meine Komfortzone verlassen muss. Aber auch, was ich durch das Verlassen meiner Komfortzone gewinnen kann.
Lasst euch nicht verunsichern. Niemals. Niemand steckt in euren Schuhen und geht euren Weg.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du heute mit dem Motorradfahren anfangen würdest?
Früher den Fahrlehrer zu wechseln, wenn du merkst, dass er ein Arsch ist und direkt mit Trainings durchzustarten. Sowohl für Schräglage als auch Offroad oder Trial. Jedes Training bringt neue Erfahrungen mit sich, die dich besser machen.
Was motiviert dich neue Motorrad-Abenteuer anzugehen? In welches Abenteuer möchtest du mit Vollgas als nächstes starten?
Ein richtiges Offroad-Training – ich möchte schauen, wie weit ich wirklich aus meiner Komfortzone treten kann und wie sich das auf mein Selbstbewusstsein und mein Fahren auswirkt. Mein Kopf blockiert mich da sehr oft, das würde ich durch so ein Training wahnsinnig gerne ablegen.
Ist da noch etwas, was du der SHE RIDES Community gern mitgeben möchtest?
Lasst euch von Niemandem etwas reinreden. Es sei denn, ihr fragt um Rat. Lasst euch nicht verunsichern. Niemals. Niemand steckt in euren Schuhen und geht euren Weg. Jeder hat seinen eigenen Struggle und muss seinen Weg finden. Das ist ähnlich wie bei der Unternehmensgründung. Einfach machen, nicht zu viel darüber nachdenken oder fragen, wie es andere machen würden.
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