Am 8. März 2025 begehen wir den Weltfrauentag unter dem Motto „Accelerate Action“ – ein Aufruf, die Bemühungen für Geschlechtergerechtigkeit zu intensivieren. Stell dir vor: Der Wind peitscht, die Maschine brummt – ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit auf zwei Rädern. Doch diese Freiheit, die wir auf unseren Bikes so genießen, ist nicht für alle Frauen selbstverständlich.
Trotz bedeutender Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten sind Frauen und Mädchen weltweit weiterhin mit tief verwurzelten Ungleichheiten konfrontiert. Diese Ungleichheiten zeigen sich in Bereichen wie Lohnungleichheit, Unterrepräsentation in Führungspositionen und ungleicher Verteilung von Care-Arbeit. Zudem erleben Frauen in vielen Teilen der Welt gravierende Menschenrechtsverletzungen, die ihre Freiheit und Würde beeinträchtigen. Es ist daher unerlässlich, die bestehenden Herausforderungen zu erkennen und gemeinsam für eine gerechtere Zukunft einzutreten – auf und abseits der Straße.
Inhalt:
Warum Gleichstellung noch nicht erreicht ist – auch nicht auf der Straße
Das diesjährige Motto des Weltfrauentags lautet #AccelerateAction und fordert dazu auf, Fortschritte in Richtung Geschlechtergerechtigkeit zu beschleunigen. Doch trotz aller Errungenschaften bestehen nach wie vor gravierende Ungleichheiten, die uns auch als Bikerinnen betreffen:
- Lohnungleichheit: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Die geschlechtsspezifische Lohnlücke zeigt, dass wirtschaftliche Gleichstellung noch nicht erreicht ist und Deutschland zählt beim Gender Pay Gap zu den europäischen Schlusslichtern – was sich auch auf unser Budget für die nächste Tour oder das neue Motorrad auswirkt.
- Unterrepräsentation in Führungspositionen: Frauen sind nach wie vor in vielen Branchen und auf höheren Karriereebenen unterrepräsentiert. Das gilt auch für die Motorradindustrie, wo Frauen seltener in Führungspositionen oder Entwicklungsteams sitzen, was oft zu Ausrüstung führt, die nicht optimal auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. In Deutschland war 2022 nur jede dritte Führungskraft eine Frau – das entspricht weniger als 30% weiblicher Führungskräfte.
- Unterrepräsentation in Führungspositionen: Frauen sind nach wie vor in vielen Branchen und auf höheren Karriereebenen unterrepräsentiert. Das gilt auch für die Motorradindustrie, wo Frauen seltener in Führungspositionen oder Entwicklungsteams sitzen, was oft zu Ausrüstung führt, die nicht optimal auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Allerdings gibt es auch hier erfreuliche Ausnahmen: Engagierte Frauen in der Branche beweisen täglich, dass Expertise und Leidenschaft keine Frage des Geschlechts sind. Ein wichtiger Faktor ist die generelle Unterrepräsentation von Frauen in technischen Berufen, weshalb es mehr Role Models braucht, um junge Frauen für diese Bereiche zu begeistern. Aktionen wie der Bike Woman Award sind daher besonders wichtig, da sie erfolgreiche Frauen in der Motorradbranche sichtbar machen und andere ermutigen, ihren Weg zu gehen.
- Care-Arbeit und Mental Load: Frauen übernehmen weltweit den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit – dazu zählen Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Haushaltsorganisation. Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung leisten Frauen in Deutschland durchschnittlich 52,4 % mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Diese zusätzliche Belastung hat natürlich auch Auswirkungen auf die Ausübung von ausgedenhten Freizeitbeschäftigungen, wie dem Motorradfahren und dass weniger Zeit für ausgedehnte Touren bleibt.
- Mental Load: Neben der praktischen Sorgearbeit tragen Frauen häufig auch die Hauptverantwortung für die Organisation des Familienlebens. Sie denken an Arzttermine, Geburtstagsgeschenke, Schulsachen – und natürlich auch an die nächste Motorradwartung, die richtige Kleidung für jedes Wetter und die perfekte Route. All das läuft oft unbemerkt im Hintergrund und verstärkt die Ungleichheit.
- Vorurteile in der Szene: Auch in der Motorradszene selbst sind wir Frauen mit Vorurteilen konfrontiert. Ob es darum geht, für weniger kompetent gehalten zu werden oder sich in Werkstätten behaupten zu müssen – es gibt noch immer Hürden, die wir überwinden müssen. Doch es gibt inspirierende Beispiele, die zeigen, wie man diese Vorurteile überwinden kann: Aynur Keskin erhielt beim Bike Woman Award 2025 den Sonderpreis „Kulturelle Verständigung“. Mit ihrer Bewerbung zeigte sie eindrucksvoll, dass die Vorurteile anderer nicht bestimmen, wer du bist. Mit gerade einmal 1,50 m Körpergröße und Kopftuch auf dem Motorrad unterwegs zu sein, sorgt für viele Kommentare – und nicht alle sind nett gemeint. Doch Aynur steht über diesen Vorurteilen, trotzt allen Widrigkeiten und ermutigt andere Frauen mit jedem kulturellen Hintergrund, sich von diesen Kommentaren nicht unterkriegen zu lassen. Sie lebt vor, dass Leidenschaft und Können keine Frage von Größe, Aussehen oder Herkunft sind, sondern von Mut und Entschlossenheit.
Diese strukturellen Benachteiligungen zeigen: Gleichstellung ist nicht nur eine Frage gleicher Rechte, sondern auch eine Frage der Verteilung von Arbeit, Verantwortung und Akzeptanz – auf und abseits der Straße. Ein Thema, das uns dauerhaft begleitet, nicht nur am Weltfrauentag.

Frauenrechte weltweit: Zwischen Fortschritt und Rückschritt – auch auf zwei Rädern
Während in einigen Ländern Fortschritte in Richtung Gleichstellung gemacht werden, verschlechtern sich die Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen in anderen Teilen der Welt drastisch. Frauen haben weltweit nach wie vor schlechtere Chancen auf Bildung und wirtschaftliche Unabhängigkeit, sind überproportional von Armut betroffen und erleben häufig Diskriminierung und Gewalt. Das betrifft auch ihre Möglichkeiten, ein freies Leben z.B. als Motorradfahrerin zu führen.
Laut Aktion Deutschland Hilft gibt es erschreckende Zahlen, die das Ausmaß der Ungleichheit verdeutlichen:
- Zugang zu Bildung: Zwei Drittel der Erwachsenen, die nicht lesen und schreiben können, sind Frauen. Besonders in Krisengebieten bleibt ihnen der Schulbesuch oft verwehrt – was ihre Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben, inklusive der Freiheit, Motorrad zu fahren, drastisch reduziert.
- Armut: Etwa 70 % der Menschen in extremer Armut sind Frauen – sie haben schlechtere wirtschaftliche Perspektiven und sind stärker von finanzieller Abhängigkeit betroffen. Das schränkt auch ihre Möglichkeiten ein, sich ein Motorrad leisten zu können oder an Touren teilzunehmen.
- Gewalt gegen Frauen: Eine von drei Frauen weltweit erlebt in ihrem Leben physische oder sexualisierte Gewalt. In vielen Ländern gibt es kaum rechtliche Konsequenzen für Täter. Das schränkt ihre persönliche Freiheit und Sicherheit ein – auch auf Reisen mit dem Motorrad.
- Kinderheirat: Jährlich werden etwa 12 Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, was ihre Bildungschancen drastisch verringert und sie gesundheitlichen Risiken aussetzt. Damit wird ihnen auch die Möglichkeit genommen, ihre Träume zu verwirklichen – wie zum Beispiel das Motorradfahren.
- Flucht & Krisengebiete: Frauen auf der Flucht sind besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel oder sexualisierter Gewalt zu werden, oft ohne Schutz oder Zugang zu medizinischer Versorgung. In solchen Situationen ist an Motorradfahren natürlich nicht zu denken, aber es zeigt, wie fragil Freiheit und Selbstbestimmung sein können.
Diese alarmierenden Zahlen spiegeln sich in den Entwicklungen vieler Länder wider, in denen Frauenrechte systematisch eingeschränkt werden. Das hat oft direkte Auswirkungen auf unser Hobby: Reisebeschränkungen, Verbote oder fehlende Infrastruktur machen es unmöglich, die Welt auf zwei Rädern zu erkunden. Am Weltfrauentag werden alle diese Themen in den Mittelpunkt gerückt, damit sie darüber hinaus wirken können.

Internationale Beispiele: Wo Frauen besonders kämpfen müssen – und was das für uns bedeutet
Die Verletzung von Frauenrechten ist kein Problem einzelner Staaten – es betrifft Frauen weltweit. Einige besonders drastische Entwicklungen zeigen, wie dringend es ist, dass wir uns weiterhin für Gleichstellung einsetzen – damit alle Frauen die Freiheit haben, ihren Traum vom Motorradfahren zu leben:
- Afghanistan: Seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 haben Frauen dort nahezu alle ihre grundlegenden Rechte verloren. Sie dürfen nicht mehr arbeiten, keine höhere Bildung erhalten und unterliegen strengen Bekleidungsvorschriften. Für viele Frauen ist es unvorstellbar geworden, ein Motorrad zu fahren oder sich frei zu bewegen. Amnesty International beschreibt die Situation als „dramatische Einschränkung der Frauenrechte“, die dringend rückgängig gemacht werden muss.
- Iran: Frauen, die sich gegen das Kopftuchgebot und die strengen Kleidungsvorschriften wehren, riskieren Haftstrafen, Folter oder sogar den Tod. Die Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 zeigten, dass sich viele iranische Frauen nicht länger unterdrücken lassen wollen. Trotz massiver staatlicher Repressionen kämpfen sie weiterhin für ihr Recht auf Selbstbestimmung – und dafür, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten wollen, vielleicht sogar auf einem Motorrad. (Quellen: amnesty.de, Deutschlandfunk)
- Südkorea: Digitale Gewalt gegen Frauen ist dort ein großes Problem. Viele Frauen fordern schärfere Gesetze gegen sogenannte „Spycam“-Verbrechen, bei denen heimlich aufgenommene intime Bilder von Frauen ins Internet gestellt werden. Proteste wie die „My Life is Not Your Porn“-Bewegung zeigen, dass sich Frauen auch in modernen Demokratien gegen frauenfeindliche Strukturen behaupten müssen. Diese Form der Gewalt schränkt die Freiheit und das Selbstvertrauen von Frauen ein – auch in ihrem Hobby, dem Motorradfahren. (Quelle: Human Rights Watch)
- Reisebeschränkungen für Frauen: In einigen Ländern, insbesondere in konservativ-islamischen Gesellschaften, gibt es kulturelle oder rechtliche Beschränkungen für Frauen, alleine oder ohne männliche Begleitung zu reisen. Dies schränkt die Möglichkeit für Frauen ein, Motorradtouren zu unternehmen oder an internationalen Rallyes teilzunehmen. Ein Beispiel ist Saudi-Arabien, wo Frauen erst seit 2018 überhaupt Auto fahren dürfen und seit August 2019 auch ohne männliche Begleitung im Hotel wohnen dürfen. Im Iran ist es Frauen zwar nicht explizit gesetzlich verboten, Motorrad zu fahren, aber in der Praxis werden ihnen keine Führerscheine ausgestellt und es gibt religiöse Dekrete, die dies untersagen. (Quellen: Süddeutsche Zeitung, IGFM, Zeit Online)
- Mangelnde Infrastruktur und Ausrüstung: In vielen Ländern, insbesondere in Entwicklungsländern, ist die Infrastruktur nicht auf die Bedürfnisse von Motorradfahrern zugeschnitten, insbesondere nicht auf Frauen. Dies betrifft beispielsweise das Fehlen von sicheren Rastplätzen, sanitären Einrichtungen oder Motorradbekleidung in passenden Größen für Frauen.
Diese Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt der Herausforderungen, denen Frauen weltweit gegenüberstehen. Es gibt noch viele weitere Länder, in denen Frauenrechte mit Füßen getreten werden – sei es durch restriktive Gesetze, fehlende Schutzmaßnahmen oder gesellschaftliche Normen, die Frauen unterdrücken.
Warum auch wir für Frauenrechte kämpfen müssen – im Sattel und darüber hinaus
Es mag bequem erscheinen, sich als Bikerin mit dem Erreichten hierzulande zufriedenzugeben, aber Gleichberechtigung ist kein Boxenstopp – sie ist nie selbstverständlich und schon gar nicht für immer garantiert. Auch in Deutschland gibt es noch genug holprige Strecken, sei es bei der Ausrüstung, die oft nicht für Frauen gemacht ist, oder bei der Akzeptanz in der Gesellschaft. Dabei dürfen wir nicht vergessen: Gleichberechtigung ist nicht nur ein Ritt über die Landstraße, sondern eine globale Tour. Doch jedes mal, wenn wir uns zusammenschließen und Frauen sichtbar machen, sowie jedes Mal, wenn du als selbstbestimmte, selbstbewusste Frau auf dein Motorrad steigst, setzen wir ein Zeichen. Ein Zeichen für die Freiheit und Selbstbestimmung von Frauen.
Wie kann ich aktiv sein – nicht nur am Weltfrauentag?
Jede Motorradfahrerin weltweit, die für ihre Rechte kämpft, fährt auch für uns. Und andersherum sollten auch wir solidarisch im Sattel sitzen, den Motor aufheulen lassen und uns für eine Welt einsetzen, in der Frauen ohne Angst und Diskriminierung ihre Maschine starten und Gas geben können. Lasst uns gemeinsam:
- Organisationen unterstützen, die sich für Frauenrechte einsetzen, z.B. UN Women Deutschland, Amnesty International Deutschland, Deutscher Frauenrat, Terre des Femmes.
- An Demonstrationen teilnehmen und unsere Stimme erheben.
- Im eigenen Umfeld Aufklärungsarbeit leisten und Vorurteile abbauen.
- Andere Bikerinnen und jene die es werden wollen unterstützen und ermutigen, z.B. in der SHE RIDES Community. (Alle Links)
Denn nur gemeinsam können wir eine Welt schaffen, in der alle Frauen die Freiheit haben, ihre Träume zu verwirklichen – egal ob auf zwei Rädern oder abseits der Straße. Wir können die Botschaft des Weltfrauentags hinaus in die Welt tragen, heute und an 364 weiteren Tagen im Jahr.